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Frost
Still fällt der Schnee, und sehr diskret
versinkt das Land. Das Jahr verweht.
Man sucht die rechten Abschiedsworte
für ein Gefühl, das lang verdorrte,
und weiß, daß man ins Dunkel geht.
Die Uhren schlagen. Es ist spät.
Wie schnell sich doch der Erdball dreht.
Noch gibt's nicht Zeit aus der Retorte.
Still fällt der Schnee.
Doch was den Frost noch übersteht,
wird für die Zukunft ausgesät.
Ein neues Jahr tritt durch die Pforte
und kündet Zuversicht im Forte.
Ganz heimlich denkt man ein Gebet.
Still fällt der Schnee.
Rondeau von Oswald Köberl 2002
(mit diesem Gedicht, einem meiner Lieblingstexte, begann
meine Liebe zur alten Form des Rondeaus...)
Hut-Rondeau
Frau, häng dich nie an einen Mann,
der dich mit Hut nicht leiden kann.
Denn weil ihn Hüte irritieren,
versucht er prompt, dich zu kurieren,
macht schräg dich von der Seite an.
Er fühlt sich nur noch halb als Mann,
seit's heiß ihm durch die Glieder rann:
Die Frau lässt sich nicht korrigieren!
Nein, niemals...
Gib Acht! Schleicht er sich heimlich an -
schon schlägt er dich in seinen Bann.
Du hörst ihn tagelang dozieren
und seufzen: Dieser Hut! O Mann!
Doch lass dich, Frau, nicht dirigieren!
Nein, niemals...
Karin Rohner 2004
[Wohl ist sie
schön] - [Dulzineas
Liebeslied] - [Frost-Rondeau]
- [Mondnacht]
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